Manfred Scherch (Friesenfluch)

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MITTEN IM LEBEN

Schon lange gehen wir einem ungefährlichen Broterwerb nach, leben in schönen Behausungen und werden von unseren treuen Lebensgefährtinnen liebevoll umsorgt.

Wenn wir krank sind, gehen wir zum Arzt unseres Vertrauens.
Es fehlt uns an nichts!
Eines Tages stehen wir vor dem Spiegel und erkennen, dass uns keiner mehr zur Jagd einladen wird und dass uns die Damen eher nicht mehr hinterher rennen werden, um mit uns gemeinsam den Fortbestand unserer Art zu sichern.
Der Neandertaler ergreift Besitz von uns, denn längst hat der Fortschritt die Evolution überholt.
Jetzt müssen wir uns einen schnellen Sportwagen oder ein schweres Motorrad zulegen, um wieder jagen zu können, trotz Kurzatmigkeit, Bauchansatz und Rückenproblemen.
Wir müssen viel Geld ausgeben, um junge Frauen dazu zu bewegen, Interesse an uns zu heucheln.
Müssen wir das alles wirklich?
Ich fühle mich in meinem Leben wohl.
Ich mag meinen Job, gebe gerne Geld für wirklich schöne Dinge aus, hasse Gewalt und liebe meine Frau.
Lediglich mein Verhältnis zu praktizierenden Humanmedizinern ist gelegentlich etwas gestört.
Wenn ich daran denke, dieses Leben aufgeben zu müssen, bekomme ich die Krise.

(08/2017)
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LIEBESELEMENTE
Der Fels, auf dem ich sicher stehe,
der Weg, auf dem ich vorwärts gehe,
das Meer, das meine Sehnsucht fühlt,
der Trunk, der meinen Gaumen kühlt,
der Atem, der mir Leben schenkt,
der Wind, der mich zu dir gelenkt,
das Licht, das meinen Sinnen schmeichelt,
der Sonnenstrahl, der mich sanft streichelt,
bist du für mich - ich liebe dich!
(01/2017)
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RUHELOS
Du freust dich sehr, Kollegen trauern,
manch einer wird sich selbst bedauern.
Dein Schreibtisch leer, dein Stuhl verwaist,
doch bist du nicht nur kurz verreist.
Der Ruhestand hat dich gerufen,
du wirst dir neue Ziele suchen.
Wir werden niemals dich vergessen,
nicht bei der Arbeit, nicht beim Essen.
Die Zeit mit dir war wundervoll,
erfolgreich, schön und einfach toll.
Bleib kerngesund, blick nicht zurück,
wir wünschen dir von Herzen Glück.

(02/2017)
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WEITERGEHEN
Wieder einen Hang erklommen,
wieder bist du weit gekommen.
Der Aufstieg war nicht immer leicht,
ein neues Ziel hast du erreicht.
Ruh dich kurz aus, dann geht es weiter
auf deines Lebens langer Leiter.
Wirf heute einen Blick zurück,
ich wünsche dir von Herzen Glück.

(01/2017)
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LEBENSABEND
Mondlicht scheint am Horizont,
wir warten, dass die Sonne kommt.
Von der Tafel, von der reichen,
die Freuden unsere Gaumen streicheln.
Die Jugend ist schon überwunden,
längst haben wir uns selbst gefunden.
Ich dich, du mich, jetzt sind wir zwei,
nicht Pflicht, kein Job und endlich frei.
Wie lange ist das alles her?
Jetzt sitzen wir am blauen Meer.
Nicht Lebensabend sondern Start,
nicht Stillstand sondern schnelle Fahrt.
Mein lieber Schatz noch ein Glas Wein,
wir feiern in den Tag hinein.
Der Morgen graut, uns graut es nicht,
wir tauchen in ein warmes Licht

02/2017
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GIPFELSTÜRMER
Ich steh am Gipfel meines Lebens,
so manches schien vollends vergebens,
Liebesmüh wohl für den Arsch,
sage ich ein wenig barsch.
Viele Dinge gut gemacht,
Probleme auch mal weggelacht.
Ziele aus dem Blick verloren,
immer wieder neu geboren.
Aufgegeben oft im Leben,
abgelöst von starkem Streben.
Liebe, Hass und Schmerz erfahren,
Freud und Leid in all den Jahren.
Fühlte mich auch schon zerrissen,
arg betrogen und beschissen.
War sehr krank, doch meist gesund,
gab gern Contra, hielt den Mund.
Ich steh am Gipfel meines Lebens
und mein Weg war nicht vergebens.
Ich werde noch ein Stückchen gehen,
was noch passiert, werde ich sehen.

(09/2020)
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OSTERREIM
Auf dem Weg der Osterhase,
drückt ihn plötzlich arg die Blase.
Ein Anblick macht den Hasen froh,
ein wunderschönes Dixi-Klo.
Doch ist versperrt das Urinal,
der Hase denkt „verflucht noch mal“,
ich pinkle einfach an den Zaun,
Publikum ist hier ja kaum.
Gesagt getan, die Hose auf,
das Unglück kam, nahm seinen Lauf.
Es blitzt und zischt, es ist kein Traum,
es war wohl ein Elektrozaun.

(04/2020)
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