Manfred Scherch (Friesenfluch)

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Spiegelei

Wer ist der Mann in meinem Spiegel?
Ich bin es nicht, drauf Brief und Siegel.
Er ist sehr alt und nicht mehr schön,
doch habe ich ihn schon gesehn.
Da war er jung und voller Kraft,
nicht so faltig, so erschlafft.
Er hat ein Feuer in den Augen,
so wie damals, kaum zu glauben.
Wer ist der Mann in meinem Spiegel?
Ich selbst und das mit Brief und Siegel.
Bin nicht mehr jung, doch voller Kraft
und der Mann im Spiegel lacht.
(09/2019)
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Die Glocke
Als Glocke wurde ich geboren,
zum frohen Klingen auserkoren.
Ich durfte hoch im Kirchturm wohnen,
Menschen mit Geläut belohnen.
Sonne, Regen, Schnee und Sturm
hielt ich stand in meinem Turm.
Ich sah viel Freude und viel Glück
und denke gern daran zurück.
Dann kam der Krieg, der kommen musste,
er brachte Leid und viel Verluste.
Ich sah den Hass, ich sah den Tod,
ich sah die Trauer, große Not.
Doch damit leider nicht genug,
ein Trupp mich aus dem Kirchturm trug.
In Eile wurde ich geschmolzen,
ich hatte Fahrwerk und auch Bolzen.
Kanone war ich jetzt im Krieg,
mit Donnerklang zum letzten Sieg.
Doch kann man Kriege nicht gewinnen,
maximal dem Tod entrinnen.
Heute bin ich wieder Glocke,
sicher ich im Turme hocke.
Mein Klang ist nicht mehr glockenrein,
nie mehr will ich Kanone sein.
(08/2019)
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Aufgeweckt
Bin heute Morgen aufgewacht
und habe lange nachgedacht.
Weshalb die Wut, warum der Hass,
wieso nicht Freude oder Spaß?
Was ist so schwer daran, zu lieben?
Ich will den Krieg nicht, ich will Frieden!
Zeigt euch ein Lächeln, nicht die Zähne,
schmiedet keine Rachepläne!
Gebt euch die Hände, habt euch gern,
dann ist der Frieden nicht mehr fern!
(12/2018 mit Ergänzung von Astrid Schrader)
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Ich schaue nur zurück, um meinen Blick nach vorn zu schärfen!
(6/2017)
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Immer Trauer, immer Schmerz,
öffnet endlich euer Herz!
Ich kann das Jammern nicht mehr hören,
will die Zuversicht beschwören!
07(2018)
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Fast alle Menschen haben Angst vor dem Sterben,
die meisten fürchten den Verlust eines geliebten Menschen,
manch einer kommt mit seinem Leben nicht zurecht,
doch niemand wurde je gefragt, ob er in diese Welt geboren werden will.
(09/2018)
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Meistens heiraten wir aus Liebe zu einem anderen Menschen und manchmal lassen wir uns aus Liebe zu uns selbst wieder scheiden!
(07/2018)
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Wem das Wasser bis zum Hals steht, sollte anfangen zu schwimmen!
(05/2018)
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Wenn man durch Schaden klug würde, wäre die Dummheit längst ausgestorben.
Da das nicht der Fall ist, können wir nur hoffen, dass wir nicht noch mehr Schaden anrichten müssen, um klüger zu werden!
(11/2016)
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Wenn man jemanden, selbst unberechtigterweise, oft und lange genug in irgendeine Ecke stellt, kann es passieren, dass diese/r sich dort irgendwann heimisch fühlt!
(12/2015)
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Die Geschichte hat uns mehrfach gelehrt, dass die Unterstützung von totalitären Systemen zu Unheil führt.
Leider zeigt uns die Geschichte immer wieder, dass sich kaum jemand für Geschichte interessiert.
(04/2017)
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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm,
doch im Gegensatz zu einem Apfel können wir uns aus eigener Kraft fortbewegen,
auch auf geistiger Ebene!
(04/2016)
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Wenn der Wunsch der Vater des Gedanken ist,
ist seine Mutter vielleicht die Hoffnung,
die zuletzt stirbt.
Ist die Schwester des Gedankens die Vernunft,
dann werden die Kinder die Erkenntnis sein!
(02/2016)
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Kein Gott, kein Glauben und keine Religionen rechtfertigen das Töten von unschuldigen Menschen in aller Welt.
Sollen alle hirn- und seelenlosen Mörder ihrer Schuld gewahr werden und ihre sinnlosen wie feigen Taten bis an ihr Ende bereuen.
Alle anderen mögen ablassen, bevor sie sich versündigen!
(03/2017)
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Es gibt Situationen, in denen man etwas sagen muss, obwohl man es nicht will, weil man sicher ist, dass es die richtigen Worte nicht gibt!
(02/2017)
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Sowohl allzu maßloses als auch allzu maßvolles Verhalten können regelmäßig zu Unregelmäßigkeiten im Leben führen.
In diesem Sinne lasst uns ausgelassen aber bedacht feiern und zusammen auf ein gutes neues Jahr für alle hoffen!
(12/2016)
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Wer aufhört, nach dem Sinn in allen Dingen zu suchen, hat den Sinn des Lebens gefunden!
(12/2016)
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Es ist wirklich nicht alles schlecht.
Wirklich schlecht ist, dass wir zu selten über das Gute sprechen!
(10/2016)
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Wenn ich einen Weg beschreite, dann weil ich will, nicht weil ich muss.
Der Wille stets mein Tun begleite, wenn alles gut geht bis zum Schluss!
(07/2014)
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Wenn das letzte Hemd keine Taschen hat, lasse ich mich im Mantel beerdigen!
(07/2016)
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Ich wünschte, ich wäre Schmied und kein Kaufmann, dann könnte ich mein Glück schmieden, kaufen kann ich es nicht!
(07/2016)
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Der Legende nach tanzten dereinst einige wenige um ein goldenes Kalb.
Heute tanzen fast alle nach der Pfeife des Wohlstands!
(07/2016)
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Ich gelobe dem Propheten zu folgen, der nachweislich von einem Berg aufgesucht wurde!
(04/2016)
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Warum vergießen gerade die Menschen so viel Blut, die immer wieder behaupten, es sei dicker als Wasser?
Müssen sie das Offensichtliche beweisen?
(05/2016)
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Vergessene Ritterlichkeit
Eine Tugend fast vergessen,
Sage ich hier ganz vermessen.
Gott zu ehren, Menschen achten,
Ritter ziehn nicht nur in Schlachten.
Mit Tapferkeit und Treue dienen,
Dinge die verloren schienen.
Die Schwachen gilt es zu beschützen,
Auch wenn sie scheinbar uns nichts nützen.
Gehandicapten beizustehen,
Kritik darüber übersehen.
Ehrenhaft auf Ruhm verzichten,
Schweigend gute Tat verrichten.
Nicht dem Reichtum zu erliegen,
Alle Menschen gleich zu lieben.
Notfalls für ihr Wohl zu kämpfen,
Eigne Wut und Zorn zu dämpfen.
Andre Ritter akzeptieren,
Niemals sinnlos provozieren.
Ungerechtigkeit vermeiden,
Immer bodenständig bleiben.
Nie den Glauben loszulassen,
Nur stets neuen Mut zu fassen.
Die Frau zu ehren wie den Mann,
Beiden helfen, wenn man kann.
Gegnern in die Augen sehen,
Mit dem Schwert entgegengehen.
Ritter sein mit Herz und Blut,
Nicht zeitgemäß und dennoch gut.
(12/2020)
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Gender Geländer
Liebe Kolleg*innen,
wo soll ich nur beginnen?
Ich bin Allergiegeplagter,
Allergiker war einst mein Vater.
Autofahrende Person,
Autofahrer war ich schon.
Selbst die guten alten Bäcker
gehn den Gendern auf den Wecker.
Backende sind sie im Heute,
ich bitte euch ihr lieben Leute.
Auch Bürger soll es nicht mehr geben,
Menschen die in Städten leben.
Studenten sind Studierende.
Eiskunstläufer Frierende?
Wir sind poetische Personen,
denn selbst den Dichter soll man schonen.
Ein kleiner Trost, mehr ist es nicht,
es heißt noch immer DAS Gedicht.
(10/2020)
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Die Uhr
Der Zeiger in der Kurve liegt,
ohne dass vom Blatt er fliegt.
Stund um Stunde
eine Runde.
Ich sehe wie die Zeit vergeht,
wie das Uhrwerk an ihr dreht.
Stund um Stunde
eine Runde.
Der Sinn der Uhr ist mir bekannt,
ich bin der Zeit lang nachgerannt.
Stund um Stunde
eine Runde.
Und steht die Uhr, die Zeit läuft weiter,
lebenslänglich ein Begleiter.
Stund um Stunde
eine Runde.
Ist die Zeit dann abgelaufen,
hört man einfach auf zu schnaufen.
(08/2022)

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Herbstkompressionen
Donnerwetter Blätter fallen,
hör sie in der Ferne knallen.
Baum jetzt nackt bis auf die Rinde,
frierend steht er starr im Winde.
Wasser fällt aus Petrus Kannen
auf die Pflanzen, auch die Tannen.
Warum fällt es nicht nach oben?
Lasst mich diese Frage loben!
Krieg, Zerstörung, Elend, Freude,
herbstlich Laub ich jetzt erleide.
Sehnsuchtsvoll den Frühling sehne,
sitzend auf dem Stuhl mit Lehne.
Surreal Gedankengänge,
ziehn mein Leben in die Länge.
Falls die Zeilen ernst genommen,
sinnlos ist die Zeit verronnen.

(11/2022)

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Verstrickt nochmal
Ich habe mich, nicht sehr geschickt,
in Widersprüche voll verstrickt.
Jetzt hänge ich im Knäul von Lügen,
„VERSTRICKT NOCHMAL – ist kein Vergnügen!“
Hatte ich die falsche Wolle,
war es mangelnde Kontrolle?
Sind die Nadeln schuld, die langen,
habe ich falsch angefangen?
Sollte ich das Stricken lassen,
weiter stricken ganz gelassen?
Merkt jemand, dass Maschen fehlen,
muss mich mein Gewissen quälen?
Ich habe mich, gar nicht geschickt,
in Halbwahrheiten voll verstrickt.
Ich wollte niemanden belügen.
„VERSTRICKT NOCHMAL – ist kein Vergnügen!“
Doch nutzt kein Jammern und kein Klagen,
wenn wir uns verstrickt mal haben.
Der Schal des Lebens ist sehr lang,
ich trenn ihn auf, fang nochmal an!

(01/2023)

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Zum Teufel
Wer malte dich an meine Wand
und jagt seitdem das ganze Land?
Wo ist die Zuversicht geblieben,
weshalb nur hassen, nicht mehr lieben?
Warum, zum Teufel, stets zurück,
vergeblich suchen dort nach Glück?
Der alte Gräuel wird gern vergessen,
so mancher scheint auf Leid versessen.
Wir lassen uns sehr leicht verwirren,
bis ängstlich wir durchs Leben irren.
Dann greifen wir nach jeder Hand,
selbst die von „Volk und Vaterland“.
„ZUM TEUFEL“, sag ich kurzerhand,
„VERSCHWINDE SCHNELL VON MEINER WAND,
ICH HABE DICH NICHT EINGELADEN,
DU WILLST NIE GUTES, BRINGST NUR SCHADEN!

(12/2023)

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